Donnerstag, 8. Mai 2014

Den Raubkatzen ganz nahe

Raubkatzen haben mich eigentlich schon immer fasziniert: ihre eleganten, geschmeidigen Bewegungen, die wunderschönen Augen, die einzigartigen Fellzeichnungen und irgendwie auch die Gefahr, die sie ausstrahlen. Was gibt man da nicht dafür, einem solchen Tier einmal ganz nahe sein zu dürfen, ohne in Stücke gerissen zu werden? Ich hatte die einmalige Gelegenheit einige wunderschöne Katzen treffen zu dürfen: ein Karakal, ein Leopard, Servals, Geparden und einen Schneeleoparden! Außerdem hatte ich das große Glück Löwen, Ginsterkatzen und eine afrikanische Wildkatze in freier Wildbahn beobachten zu können. In diesem Post möchte ich Euch von diesen ganz besonderen und unvergeslichen Begegnungen erzählen:

Spuren im Sand

Ich durfte von Mitte November 2013 bis Mitte Dezember 2013 im Greater Krüger Nationalpark, dem größten Nationalpark Südafrikas, als Volontär an einem Forschungsprojekt mithelfen. Im Rahmen des Projekts fuhren wir täglich mehrmals durch das Reservat um Tiere zu beobachten, zu zählen und verschiedene Daten zu erfassen. Nachts ist dort draußen im Busch die Zeit der Raubtiere, tagsüber sieht man von ihnen nicht viel mehr, als die Spuren, die sie im Sand hinterlassen.
Die Nightdrives waren immer das spannendste, vor allem, da man vorher nie sagen konnte, was einen da draußen erwartet... Mit Infrarotlicht-Scheinwerfern leuchteten wir die Büsche ab, immer auf der Suche nach dem verräterischen Leuchten der Katzenaugen. Als wir nach einem eregnislosen Nightdrive zurück fuhren, blitzten plötzlich kurz vor dem Camp zwei rote Lichter im Gebüsch auf. Und heraus kam eine kleine Ginsterkatze, die uns unruhig beobachtete, bevor sie mit Leichtigkeit über einen umgestürzten Baumstamm setzte und in die Nacht verschwand. Das war für mich definitiv eine tolle Überraschung, da ich Ginsterkatzen bisher nur von Bildern kannte und nie im Leben damit gerechnet hatte, einmal eine zu sehen!

Meinen ersten Leoparden sah ich ebenfalls in diesem Zeitraum, als ich in der Nähe von Hoedspruit ein Wildtier-Rehabilitationszentrum besuchte. Anders als in den meisten Zoos, kam man hier richtig nahe an die Tiere heran. Die Leopardin lief nicht einmal einen Meter von mir entfernt am Zaun entlang! Ich war ihr so nahe, dass ich sie schnurren hörte! Leoparden gehören für mich definitiv zu den schönsten Raubkatzen.

Da sich ein Leopard dazu entschlossen hatte in unserem Camp zu leben, mussten wir auch immer einige Sicherheitsregeln beachten und hielten uns deshalb nach Einbruch der Dunkelheit  im Haus auf. So schön sie auch sind, niemand will plötzlich einem Leoparden Auge in Auge gegenüber stehen...

Ein weiteres besonderes Erlebnis war für mich der Moment, als ich zum ersten Mal ein Löwenrudel beim Fressen beobachten konnte. Drei Löwenmännchen hatten einen Büffel erlegt und ließen sich von unserer Volontärgruppe gar nicht aus der Ruhe bringen. Wir verbrachten eine ganze Stunde am Ort des Geschehens und ließen uns vom Verwesungsgestank nicht weiter beirren. Wir waren den Löwen so nahe, dass wir
die Knochen brechen hörten! Man konnte hier auch sehr schön die Rangordnung der Tiere erkennen: das Alphamännchen fraß zuerst, während die beiden anderen geduldig warteten, bis dieser satt war. Dann kam der nächste an die Reihe...

Kurz bevor mein Aufenthalt im Nationalpark zu Ende ging, bekam ich das gleiche Rudel noch einmal zu Gesicht: es war wieder während eines Nightdrives, als plötzlich ein Löwe vor uns auf der Straße stand. Die beiden anderen waren auch nicht weit entfernt. Man konnte ihnen deutlich an ihren tief herunterhängenden Bäuchen ansehen, dass sie vollgefressen waren, das gab uns die Möglichkeit richtig nahe ran zu kommen, denn die Löwen waren viel zu faul um uns anzugreifen. Und so folgten wir ihnen durch die Nacht und ein paar Mal liefen sie direkt am Jeep vorbei! Wenn man so etwas noch nicht selbst erlebt hat kann man sich gar nicht vorstellen was für ein Gefühl das ist, wenn so ein gewaltiges Raubtier an einem vorbei läuft und man durch nichts von dieser Katze getrennt ist, keine schützenden Scheiben oder Gitter, nichts hätte die Löwen davon abhalten können uns anzugreifen. In so einem Moment hat man wirklich ganz schönes Herzklopfen. Und ich denke gerade wegen der Gefahr, die von diesen Tieren ausging, üben sie eine solche Faszination auf mich aus.

Im Raubkatzengehege

Vom Krüger Nationalpark aus reiste ich weiter nach Kapstadt und arbeitete dort auch wieder als Volontär für eine Gepardenschutzorganisation. Auch hier war ich den Tieren wieder unglaublich nahe, ich werde nie den Moment vergessen, als ich das erste Mal den Gang zwischen den Gehegen durchquerte und dabei von einem Geparden begleitet wurde. Er lief direkt am Zaun neben mir her, ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen um ihn zu berühren. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich noch nicht einmal seinen Namen, ich blieb stehen
und betrachtete das wunderschöne Tier, das mich seinerseits ebenfalls zu mustern schien. Die Katze sah mich mit einer Ruhe an, ich hätte zu gerne gewusst, was in diesem Moment in seinem Kopf vorgeht. 

Zwei Tage später kam dann für mich der große Moment, ich durfte zum ersten Mal ins Gehege und einen Geparden treffen! Die Katzen dort sind alle von Hand aufgezogen und das war auch der einzige Grund, weshalb das Ganze überhaupt möglich war. Dennoch ist es ein beängstigendes Gefühl. Ich betrat das Gehege und ging langsam, wie man es mir gesagt hatte von hinten an den Geparden heran. Dort wartete ein Handler auf mich und zeigte mir, wo ich mich positionieren sollte. Und dann durfte ich den Geparden streicheln, ein wirklich ganz besonderes Gefühl und als er zu schnurren begann, konnte ich die Vibration deutlich an meinen Händen spüren. In den folgenden zwei Monaten erlebte ich noch viele schöne Momente mit den Geparden und lernte auch die frechen Kätzchen kennen, man muss trotzdem immer im Hinterkopf behalten, dass es sich bei ihnen um Raubtiere handelt.

Auf dem Gelände gab es auch noch andere Tiere und die Handler nahmen mich gelegentlich mit zu den anderen Raubkatzen, wie zum Beispiel zu den Servals und dem Karakal, allerdings hieß es hier: Abstand halten! 

Eines Tages ging eine Handlerin gerade mit dem Karakal auf dem Gelände spazieren und erlaubte mir mich anzuschließen. Also folgte ich den beiden in einigem Abstand, als die Katze plötzlich kehrt machte und direkt auf mich zu kam! Ich war nicht sicher was ich tun sollte: ruhig stehen bleiben, oder ganz langsam zur Seite gehen und dem Karakal Platz machen? Ich machte gerade einen Schritt zur Seite, als mich die Handlerin anwies einfach stehen zu bleiben. Die Katze kam langsam zu mir und beschnupperte mich, dann begann sie um meine Beine zu streichen. "Ok, jetzt kannst du sie streicheln, da sie von selbst zu dir gekommen ist. Sie entscheidet wer sich ihr nähern darf und wer nicht." Wow und ich gehörte anscheinend zu den "Auserwählten" und durfte ein Karakal streicheln (Die sind noch viel weicher als die Geparden).

Eine unerwartete Begegnung
Bereits einen Monat, nachdem ich aus Afrika zurück gekehrt bin, ging es für mich auch schon wieder weiter, dieses Mal zu einem Volontariat im Zoo Zürich. Als "Abschiedsgeschenk" durfte ich einen kurzen Blick hinter die Kulissen des Tigergeheges werfen. Eigentlich hätte ich meinen absoluten Lieblingskatzen ein paar Fleischstückchen geben dürfen, allerdings waren die Herrschaften zu faul um aufzustehen, also typisch Katze ;). Also fragte ich, ob ich stattdessen einmal zu den Schneeleoparden dürfe. Auch hier das gleiche Spielchen und als wir uns schon auf den Rückweg machten stand die Schneeleopardendame plötzlich doch noch am Gatter. Und wieder hatte ich die Gelegenheit einer so schönen Katze so nahe zu sein! Die Tierpflegerin zeigte mir, wie ich die Fleischstücke halten soll und dann durfte ich selber ran, ich hätte nie gedacht, das so ein Raubtier die Fleischstücke so sanft und vorsichtig nimmt! Wirklich ein ganz tolles Erlebnis und ich besitze auch noch alle meine Finger ;)

Welche Katze findet Ihr eigentlich am schönsten? Und hattet Ihr schon einmal eine Begegnung mit einer Raubkatze?

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