Dienstag, 13. Mai 2014

Diese Hunde sind echte Superhelden

Mercedes, die sechs Jahre alte Anatolische Hütehündin, läuft bellend am Zaun auf und ab. Was sie da tut? Ihren Job. Mercedes ist eine Zuchthündin im "Anatolian Shepherd Guardian Dog Program", ein Projekt, das in Südafrika zum Schutz der freilebenden Geparden gestartet wurde.

Anatolische Hütehündin Mercedes
Seit 2005 versucht unter anderem Cheetah Outreach mit Hilfe der Anatolischen Hütehunde, den starken Rückgang der Gepardenpopulation zu bremsen, bisher mit Erfolg, dennoch ist die Zukunft der Geparden weiter ungewiss.

Allerhöchste Zeit zu handeln:

Cheetah Outreach beginnt auf der eigenen Website mit folgendem Satz: "It took 4 million years of evolution for the cheetah to become the exceptional animal it is today and only 100 years for man to place it on the endangered list." (Es brauchte 4 Millionen Jahre Evolution für den Geparden, um zu dem bemerkenswerten Tier zu werden, das er heute ist und nur 100 Jahre für den Menschen um ihn auf die Rote Liste zu setzten). Und in der Tat sind die Zahlen erschreckend: Vor ca. 100 Jahren gab es noch etwa 100.000 Geparde, mittlerweile sanken die Zahlen auf 7500 weltweit. 






Konflikte und Lebensraumverlust:

Doch wie konnten die Populationen so stark zurück gehen? Wie in leider so vielen Fällen ist auch hier der Mensch schuld... Immer mehr Lebensraum muss den Farmen und Siedlungen weichen und dort wo Mensch und Gepard aufeinander treffen kommt es zu massiven Konflikten. Von den 850 in Südafrika verbliebenen Geparden, leben nur etwa 350 Tiere in geschützten Gebieten, die übrigen 500 leben auf Farmland. Die Farmer in Südafrika sind meist arm und das Vieh ist ein wertvolles Gut, ein Gut, das mit allen Mitteln verteidigt werden muss. In viel zu vielen Fällen muss der Gepard als Sündenbock den Kopf hin halten und das, obwohl die wenigsten toten Farmtiere auf sein Konto gehen. Geparden gehen Konfrontationen generell aus dem Weg und jagen das, was kleiner als sie selbst ist; ein Rind ist da eigentlich eine Nummer zu groß. Das Problem des Geparden besteht darin, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Raubtieren tagaktiv ist. Nachts kommen andere Raubtiere, wie zum Beispiel Karakals und reißen Farmtiere, so verliert ein Farmer im Schnitt 30% seiner Herde jedes Jahr. Kein wunder, dass die Farmer nicht gut auf Raubtiere zu sprechen sind, da diese ihnen ihre Lebensgrundlage nehmen. Die Farmer machen keine Unterschiede zwischen den eigentlichen Räubern und denen, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind und erschießen die Katzen. Für sie ist jedes Raubtier eine potenzielle Bedrohung. Viele Tiere verenden auch in Fallen oder fressen die ausgelegten Giftköder.

Gibt es eine Möglichkeit, dass Geparden und Menschen nebeneinander leben können?

Das "Guardian Dog Program":

Um dem Problem "Geparden-Farmer-Konflikt" entgegen zu treten, wurde das Projekt ins Leben gerufen. Man sucht zunächst das Gespräch mit den Farmern und versucht, verständlich zu machen, dass Geparden kein Problem darstellen. Da dies leider oftmals auf taube Ohren stößt und die Farmer so weiter machen, wie sie ihre Väter und Urgroßväter schon immer getan haben, setzt das Projekt auch an einem andern Punkt an: einer möglichen Lösung, von der beide Seiten profitieren. 
Und hier kommen die Anatolischen Hütehunde ins Spiel, sie werden im Alter von sechs bis acht Wochen auf die Farmen gebracht und wachsen dort direkt mit dem Vieh auf. In diesen ersten Wochen ihres Lebens bauen die Hunde eine ganz besondere Bindung zu den Farmtieren auf, die Herde ist sozusagen ihre neue Familie und die wird bis zum bitteren Ende, mit allen Mitteln beschützt. Das Beschützerverhalten bringen die Hunde von sich aus mit, man muss es ihnen nicht beibringen. Nähert sich ein Raubtier der Herde, stellt sich der Hund sofort zwischen seine Familie und die Bedrohung und bellt so laut er kann. Der Anblick eines 70 kg schweren Hundes, der entschlossen ist, seine Schützlinge bis zum Tode zu verteidigen, reicht den meisten Raubtieren völlig aus, um wieder kehrt zu machen und sich anderswo ihre Nahrung zu suchen. Selbst Löwen zögern, wenn sie plötzlich den mutigen Anatoliern gegenüberstehen. Sie sind es schlichtweg nicht gewohnt, dass ein anderes Tier keine Angst vor ihnen hat, die Furchtlosigkeit der Hunde verunsichert sie soweit, dass auch sie sich zurückziehen.
Dank eines Anatolischen Hütehundes verliert ein Farmer anstatt 30% nur noch etwa 1-5% seiner Herde pro Jahr, also eigentlich ein voller Erfolg. Doch warum legt sich dann nicht einfach jeder Farmer einen Hund zu? Die Antwort ist simpel: wegen der Kosten. Kaum ein Farmer kann sich so einen 70 kg Koloss leisten.
Im Rahmen des "Guardian Dog Program" werden die Hunde gezüchtet und den Farmern kostenlos zur Verfügung gestellt, für das erste Jahr werden sogar die Futter- und Tierarztkosten übernommen. Nach Ablauf des Jahres können die Farmer entscheiden ob sie den Hund behalten möchten oder ob sie ihn zurückgeben möchten. Etwa 98% der Farmer behalten den Hund, allerdings gibt es den Hund nicht ganz ohne Bedingungen: die Farmer müssen einen Vertrag unterschreiben, dass sie alle Fallen und Giftköder von ihrem Land entfernen und, dass sie keine Raubtiere mehr erschießen. Regelmäßig gibt es Kontrollgänge zu den am Projekt teilnehmenden Farmen. Werden bei diesen Kontrollen noch Fallen etc. vorgefunden, wird der Hund wieder mitgenommen.

Massive und Jeanne sind "Botschafter" für Cheetah Outreach
Was passiert eigentlich mit den Hunden, die nach einem Jahr zurückgegeben werden? Diese Hunde können nicht wieder auf Farmen eingesetzt werden, da sie die spezielle Bindung zum Vieh nur in den ersten Lebenswochen aufbauen. Das heißt aber nicht, dass diese Hütehunde den Geparden nicht mehr helfen! Sie fungieren zum Beispiel bei Cheetah Outreach als sog. "Botschafter" und repräsentieren auf dem Gelände der Organisation, stellvertretend für alle anderen Hunde, das Projekt. Hier werden Besucher informiert, es wird auf die Probleme der Geparden aufmerksam gemacht und es werden Spenden gesammelt, mit denen das Projekt finanziert wird.

Seit Beginn des Projekts konnte der Rückgang der Gepardenpopulationen abgebremst werden, man hofft nun, dass sich die Bestände erholen können. Das Projekt bietet eine Möglichkeit, dass Geparden auch weiterhin auf Farmland leben können, denn die Hunde leisten gute Arbeit. Leider ist die Zukunft der Geparden noch immer ungewiss,  aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben und es ist gut zu wissen, dass es dort draußen Menschen und Hunde gibt, die für den Schutz dieser unglaublich schönen Katzen kämpfen. Möglicherweise ist es noch nicht zu spät! Wenn Ihr auch mithelfen wollt und dieses Projekt unterstützen wollt, erhaltet Ihr hier weitere Informationen:
http://www.cheetah.co.za/help_us.html

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