Montag, 6. April 2015

Schwarzer Panther - Weißer Tiger

Letzte Woche war ich auf den Kanarischen Inseln unterwegs unteranderem auf Teneriffa, im Loro Parque. Europas größter Papageienpark hat aber nicht nur wunderschöne Vögel zu bieten, mittlerweile hat sich aus dem Park ein kleiner Zoo mit Orcas, Delfinen und Raubkatzen entwickelt.

Darunter auch ein schwarzer Panther und weiße Tiger; aber warum kommen eigentlich manche Tiere mit einer für die Art untypische Farbe zur Welt? Wie kann ein eigentlich goldgelber schwarzgefleckter Jaguar oder Leopard komplett schwarz werden? Und wieso sind manche Königstiger weiß und nicht schwarz-gelb/orange gestreift? Und dann wären da noch die Königsgeparden, die anstatt schwarzer Flecken, schwarze Streifen aufweisen...
 


Jaguare im Loro Parque

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
All diese Fragen warfen mich wieder zurück in die 11. Klasse Biologie: Genetik... Zugegebenermaßen schon etwas her, also habe ich mich noch einmal erkundigt und bin relativ schnell auf die Begriffe Melanismus und Leuzismus gestoßen, da hat es dann auch bei mir wieder geklingelt ;)
 
Deshalb heute mal ein kurzer Exkurs in die Genetik zur Klärung der obigen Fragen, wobei ich versuchen werde alles so zu erklären, dass auch jemand der mit Gen-Loci und Allelen nichts am Hut hat es versteht ;)
 
 
Schwarze Panther:
 
Beim Schwarzen Panther handelt es sich um keine eigene Tierart. Als Panther bezeichnet man einen schwarzen Leoparden oder Jaguar, je nach Lichteinfall kann man beim Panther noch die für Leoparden/Jaguare typische Fleckenzeichnung sehen. Verantwortlich für diese dunkle Fellvariante ist eine stärkere Pigmentierung, was man als Melanismus bezeichnet.
Melanine sind Pigmente die beispielsweiße Haut und Haaren ihre Färbung geben. Beim Menschen unterscheidet man zum Beispiel zwischen Eumelanin und Phäomelanin, je nach Mischungsverhältnis dieser beiden Melaninarten ist die Haut heller oder dunkler. Halten wir uns viel in der Sonne auf wird die Haut im schlechtesten Fall rot, im besten Fall braun. Für die Bräunung ist ebenfalls Melanin zuständig, so schützt sich unsere Haut vor der Sonneneinstrahlung.
 
Beim Panther ist aber wohl kaum der Sonnenschutz der Grund für die Schwarzfärbung: beim Melanismus liegt eine Genmutation vor, an der Stelle am Gen (Gen-Locus), die für die Fellfärbung verantwortlich ist. Als Folge dieser Mutation kommt es zu einer massenhaften Melaninablagerung, das Fell ist schwarz.
 
Was bedeutet das für den Leoparden bzw. Jaguar? Generell hat die Färbung ihre Vor- und Nachteile:
Schwarze Leoparden die in den Graslandschaften der Savanne beheimatet sind, fallen im Gras schneller auf als ihre perfekt getarnten Artgenossen mit dem goldgelben Fell, die Jagd gestaltet sich schwieriger. In Gebieten mit tropischen Wäldern sind die schwarzen Katzen deutlich im Vorteil, denn hier sind sie besser getarnt als die übrigen Jaguare/Leoparden. Es hängt also vom Gebiet ab welche Färbung vorteilhafter ist, die jeweiligen Tiere haben eine höherer Überlebenschance als die übrigen, da sie erfolgreichere Jäger als die anderen sind und somit haben sie auch eine bessere Fortpflanzungschance. Damit lässt sich erklären warum Panther in Waldgebieten deutlich häufiger auftreten, als in Savannengebieten.
 
Interessant wird die ganze Fellfarbengeschichte dann wenn es um die Weitervererbung geht:
beim Jaguar wird die Schwarzfärbung dominant, beim Leoparden rezessiv vererbt. Was das bedeutet soll folgendes Modell zeigen:
 
Dominante Vererbung beim Jaguar:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der erste Fall links zeigt den Normalfall: zwei goldgelbe Jaguare paaren sich: da beide reinerbig sind können sie an die Nachkommen nur die Gene weitergeben die für die goldgelbe Färbung verantwortlich sind. Alle Nachkommen sind goldgelb.
 
Normalgefärbter Jaguar
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Da beim Jaguar die dunkle Färbung dominant vererbt wird reicht es aus, wenn eines der beiden Allele(natürlich hier vereinfacht, in Wirklichkeit spielen mehr als zwei Allele auf dem Gen eine Rolle bei der Fellfärbung) mutiert ist, dass das Tier schwarz ist, weitervererben kann es allerdings beide Farbvarianten, hier entscheidet der Zufall, je nachdem welches der beiden Gene es weitergibt.
Im zweiten Fall haben wir einen reinerbigen goldgelben Jaguar, der sich mit einem Panther, der beide Gene besitzt paart. Der reinerbige Jaguar kann nur das Gen für goldgelb weitergeben, wenn der Panther also ebenfalls goldgelb weitergibt, hat man ein reinerbig goldgelbes Jungtier. Gibt der Panther allerdings das defekte Gen weiter ist auch das Jungtier schwarz, obwohl es auch wieder Gene für beide Farbvarianten besitzt. Da bei jedem Jungtier der Zufall wieder neu entscheidet können beim zweiten Fall auch Würfe mit unterschiedlich gefärbten Jungen entstehen.
Bei Fall drei paaren sich ein reinerbig goldgelber Jaguar und ein reinerbig schwarzer Jaguar. Beide können nur eine Farbmöglichkeit weitergeben, da sie ja selbst nur eine besitzen, die Jungen besitzen somit also alle beide Gene, sind aber alle schwarz gefärbt, da schwarz dominant ist.
Fall 4 zeigt die Farbmöglichkeiten bei zwei Panthern, die beide auch das goldgelbe Gen besitzen. Hier entscheidet wieder der Zufall, welches der beiden Gene sie weitergeben. Bei dieser Paarung sind bei den Jungen wieder beide Färbungen möglich. Nur durch die Paarung dieser beiden Panther können reinerbig schwarze Jaguare entstehen, was allerdings deutlich seltener vorkommt als die gemischten Panther.
In Fall fünf paaren sich zwei reinerbig schwarze Panther, da sie nur das dunkle Gen weitergeben können sind auch alle Nachkommen reinerbig schwarz.
Theoretisch wäre es noch möglich, dass sich ein reinerbig schwarzer Panther mit einem mischerbigen schwarzen Panther paart, das Ergebnis wäre auch hier ein rein schwarzer Wurf, aufgrund der Dominanz des schwarzen Gens.
 
Schwarzer Jaguar
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Rezessive Vererbung beim Leoparden:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Beim Leoparden wird die Schwarzfärbung rezessiv vererbt, sprich die goldgelbe Färbung ist dominant. Nur reinerbige Panther sind schwarz.
Fall eins und sechs sind jeweils reinerbige Elterntiere, sie können nur eine Färbung weitergeben, der Wurf ist somit auch reinerbig.
Der Rest setzt sich wie beim Jaguar zusammen nur eben anders herum, so können zwei goldgelbe Leoparden gemischte Würfe haben, wenn sie beide Gene vorweisen.
 
Normalgefärbter Leopard
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Weiße Tiger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wenn Melanin die goldgelben Jaguare und Leoparden dunkler macht, was macht dann einen goldgelben Königstiger zu einem weißen Tiger? Ganz einfach: kein Melanin!
Hierbei spricht man von Leuzismus, auch wieder ein Gendefekt, nur dass dieses Mal keine Melanozyten (Zellen die Melanin bilden) in Haut oder Fell vorkommen. Deshalb erscheint das Fell weiß. Leuzismus darf allerdings nicht mit Albinismus verwechselt werden, denn beim Albinismus sind die Melanozyten durchaus vorhanden, der Defekt liegt hierbei darin, dass diese Zellen kein Melanin bilden können.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Leuzismus bei Tigern ist äußerst selten, mit diesem Fell haben sie in freier Wildbahn auch kaum eine Überlebenschance. Dennoch erfreuen sich die weißen Tiger großer Beliebtheit, weshalb der Mensch diese Farbvariante gezielt züchtet. Aufgrund der Seltenheit dieser Tiere gibt es hier große Probleme mit Inzucht. Alle in Zoos und Parks lebenden weißen Tiger gehen auf den gleichen Kater zurück, der mit einer seiner Töchter verpaart wurde. So kommt es natürlich auch bei Nachzuchten leider immer wieder vor, dass die Jungtiere Behinderungen aufweisen.
 
 
Königsgeparden:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Gepard auf dem Bild sieht erst einmal ganz normal aus, aber er ist etwas ganz besonderes. Harris ist Träger des "Königgeparden"-Gens. Als ich noch bei Cheetah Outreach gearbeitet habe durfte ich ihn etwas näher kennenlernen, mittlerweile ist er allerdings geschlechtsreif und ging deshalb zurück an die Zuchtstation in Pretoria. Das Königsgeparden-Gen macht ihn zu einem äußerst begehrten Kater für die Zucht. Beim Königsgeparden verschmelzen die Flecken zu Streifen, auch wieder ein Gendefekt. Das ganze wird rezessiv vererbt, weshalb man Harris auch nichts ansehen kann.
In freier Wildbahn wären diese Tiere nicht besonders überlebensfähig, aber da sie so wunderschön aussehen werden auch sie vom Menschen gezielt gezüchtet.
 
 
 
Ich hoffe ich konnte Euch das Thema Melanismus und Leuzismus etwas näher bringen ;)
Jetzt wisst Ihr warum manche Leoparden schwarz und manche Tiger weiß sind!