Sonntag, 10. April 2016

Ein tierischer Beruf

Tiermedizinische/r Fachangestellte/r (kurz: TFA)
 
Da letzte Woche im Rahmen der "Nacht der Ausbildung" einige Schüler bei uns in der Tierarztpraxis waren und sich über die Ausbildung zum/r TFA erkundigt haben, dachte ich mir ich trage hier einmal die wichtigsten Infos zur Ausbildung und zum Beruf zusammen, für alle, die vielleicht selbst gerne in einer Tierarztpraxis arbeiten möchten ;)
 
 
Was macht ein/e TFA?
 
Die meisten Leute stellen sich darunter vor, dass ein/e TFA den ganzen Tag Tiere festhält und streichelt... Sagen wir mal so: die Behandlungsassistenz ist einer der Schwerpunkte des Berufs, aber ganz so simpel ist es dann doch nicht. Die wichtigsten Tätigkeitsfelder des/der TFA sind:
 
Anmeldung und Patientenkartei:
 
Der Empfang der Klienten in der Praxis, die Organisation und Vergabe von Terminen und natürlich der Telefondienst. TFAs nehmen die Patientendaten auf und verwalten diese.
 
Behandlungsassistenz:
 
Dazu gehört das Vorbereiten der Behandlungen, aller Utensilien und Medikamente, sowie natürlich das Halten der Tiere während der Behandlung.
 
Ordnung und Reinigung:
 
Das betrifft nicht nur die Behandlungsräume nach den Behandlungen, sondern auch Oberflächen und Geräte.
 
Bestellwesen und Apotheke:
 
Der/die TFA ist auch dafür verantwortlich, dass alle Bedarfsmittel und Medikamente in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und überprüft, dass alle Medikamente richtig gelagert sind und das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überschreiten.
 
Abrechnung:
 
Die Ausbildung zum/zur TFA ist eine kaufmännische Ausbildung und befasst sich auch mit Rechnungen, Mahnungen und Buchungen.
 
Labor:
 
Zur Laborarbeit gehören das Vorbereiten von Probenmaterial zur Untersuchung oder zum Versand an ein Speziallabor, sowie das Durchführen von Kot-, Urin- oder Blutuntersuchungen.
 
Stationäre Patienten:
 
Auch die Stationstiere müssen mit Futter und Medikamenten versorgt werden. Hygiene ist hier sehr wichtig, darum müssen Näpfe und Boxen täglich und nach Benutzung gereinigt und desinfiziert werden.
 
Vorbereitung von OPs und Hausbesuchen:
 
Vor einer Operation muss alles gut vorbereitet werden, bei einer Not-OP auch mal unter Zeitdruck. Außerdem assistiert der/die TFA während der Operation. Auch Hausbesuche müssen vorbereitet werden, damit alle nötigen Geräte und Medikamente mit dabei sind. Beim anfahren mehrerer Stellen, muss eine sinnvolle Route geplant werden, um Zeit und Sprit zu sparen, die Organisation liegt auch hier bei den TFAs.
 
 
Bin ich für diesen Beruf geeignet?
 
Diese Frage sollte man sich grundsätzlich stellen, bevor man eine Ausbildung beginnt und die Antwort am besten bei einem Praktikum herausfinden. Im Vordergrund sollte natürlich die Liebe zu Tieren stehen, aber das alleine reicht nicht aus. Bevor man diesen Beruf ergreift, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass nicht alle Tiere gerne zum Tierarzt gehen, sie kratzen und beißen und als TFA muss man diese Tiere fixieren können. Dazu braucht es schon eine gehörige Portion Mut, ein um sich beißendes Tier zu packen und einiges an körperlicher Anstrengung, es dann auch so halten zu können, dass niemand in der Umgebung gefährdet wird.
Man sollte auf keinen Fall Angst davor haben, sich die Finger schmutzig zu machen! Tiere machen nun mal Dreck, trotzdem ist Hygiene ein wichtiger Punkt und wer ein Problem damit hat Boxen auszumisten oder mit Kot- und Urinproben zu arbeiten, ist für diesen Job nicht geeignet. Abgesehen davon kommt es schon mal vor, dass man von einem Tier angepinkelt wird oder sich mit Blut einsaut.
Dazu kommen unregelmäßige Arbeitszeiten und Stresssituationen bei Notfällen. Stationstiere müssen auch am Wochenende und an Feiertagen versorgt werden. Nur weil gerade Sonntag ist, hat das Tier trotzdem Hunger! Und wenn ein Notfall kurz vor Feierabend kommt, kann man auch nicht sagen: "Wir haben in fünf Minuten Feierabend, kommen Sie bitte morgen wieder!", dann wird eben noch am Abend ein bis zwei Stunden operiert.
Die körperliche Belastung ist wirklich hoch, ständig trägt man Tiere oder Futtersäcke durch die Gegend, wer den Job machen möchte muss ordentlich mit anpacken können!
Man muss sich auch immer vor Augen halten, dass die Tiere die kommen, in der Regel ein Problem haben. Sie sind krank und man kann ihnen nicht immer helfen, auch damit muss man umgehen können. Verletzungen können schlimm aussehen, wem beim Anblick von Blut schlecht wird, würde ich ebenfalls von diesem Beruf abraten.
 
Aber es gibt ja auch die schönen Seiten, wenn ein Tier wieder gesund ist oder die Welpen zur Erstuntersuchung kommen ;) Wer sich von den oben genannten Punkten nicht abschrecken lässt, erlebt natürlich auch viele schöne Momente.
 
 
Wie wird man TFA/ wie läuft die Ausbildung ab? (Betrifft Ausbildung in Bayern)
 
Hat man sich dazu entschieden, den Beruf zu ergreifen und hat man einen Ausbildungsplatz in einer Praxis oder Klinik erhalten, kann die Ausbildung beginnen. Der Ort der Berufsschule richtet sich nach dem Standort der Praxis. Die Ausbildung dauert drei Jahre, kann aber mit guten Noten oder Abitur auf zweieinhalb oder zwei Jahre verkürzt werden. Einen speziellen Schulabschluss braucht man übrigens nicht, es hängt von der Praxis ab, welche Kriterien sie stellt, aber prinzipiell ist nichts erforderlich. In meinem Fall hatte ich im ersten Lehrjahr zwei Tage die Woche Berufsschulunterricht und den Rest der Woche war ich in der Praxis, dann ab dem zweiten Lehrjahr nur noch einmal die Woche Schule. Ich wurde oft gefragt, welche Fächer man denn schwerpunktmäßig braucht... Eigentlich keines so wirklich, denn an der Berufsschule hat man andere Fächer und prinzipiell fängt alles bei Null an. Ich sage jetzt einfach mal Grundkenntnisse Bio schaden nicht ;). Das wichtigste Schulfach in der Ausbildung ist "Behandlungsassistenz" darunter fallen Anatomie, Parasiten, Röntgen, Infektionskrankheiten, Hygienemaßnahmen und... und... und... Sehr wichtig ist auch noch BOV, das ist der kaufmännische/verwaltungstechnische Bereich der Ausbildung (Kaufvertrag, Behandlungsvertrag, Datenschutz, Bestellwesen, EDV, etc.). Dann gibt es noch "Labor" (Untersuchungsverfahren, Probenlagerung, Hygiene) und Sozialkunde. Die anderen Fächer sind nicht Prüfungsrelevant: Deutsch, Englisch und Religion.
Der Schwerpunkt liegt also wirklich auf der Arbeit in der Tierarztpraxis. Es gibt eine Zwischenprüfung um den Ausbildungsstand herauszufinden und natürlich eine Abschlussprüfung, sowohl mit theoretischem, als auch praktischem Teil.
 
 
So jetzt noch ein kleiner Tipp für die Bewerbung:
 
Bitte schreibt nicht "Tierarzthelfer" so hieß die Ausbildung früher... eine/ein Tiermedizinische/r Fachangestellte/r hat die neue Ausbildung, es ist also nicht das Gleiche und es kommt immer nicht so gut an, wenn wir auf den Bewerbungen "Tierarzthelfer" lesen. Wenn man sich für eine Ausbildung bewirbt, sollte man sich im Vorfeld erkundigen wie die genaue Berufsbezeichnung lautet. Ich schreibe das, weil es wirklich oft vorkommt :/
 
Wenn Ihr noch weitere Fragen zum Beruf TFA hab, schreibt sie gerne in die Kommentare ;)
Das waren jetzt mal die Antworten zu dem, was mich die Schüler so gefragt haben.
 
 

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